Sommer 2012 – »Anatol«

Arthur Schnitzler

„Ich liebe Dich, aber für die Ewigkeit sind wir nicht verbunden.“

In einem kleinen Paket, leicht verstaubt, versteckt sich das Liebesleben eines Mannes. Anatol ist sein Name und seine mehr oder minder verflossenen Liebschaften sind zahlreich. Bei seinem Freund Max sucht er „Asyl für seine Vergangenheit“ und während sie diese durchstöbern, hebt sich der Schleier der vertrübten Erinnerungen. „Jedes Päckchen trägt irgendeine Aufschrift: Einen Vers, ein Wort, eine Bemerkung.“ Ein Rückblick auf die gelebten, ach so schönen Augenblicke. „Sie erinnert mich an so einen getragenen Wiener Walzer… sentimentale Heiterkeit… lächelnde schalkhafte Wehmut.“ 

„Anatol” kann getrost als eines der Meisterwerke Arthur Schnitzlers bezeichnet werden. Ende 1892 entstanden, war das Stück einer der ersten großen Erfolge des jungen Dramatikers, der dieses Jahr seinen 150. Geburtstag gefeiert hätte. Der Einakterzyklus fängt das geistige Klima des Wiens der Jahrhundertwende feinfühlig und nuancenreich ein. 

In sieben jeweils in sich abgeschlossenen Akten erhalten die Zuschauer Einblicke in das Leben des sensibel-melancholischen, dabei oft unbewusst komischen Anat5ols. Als ständiger Begleiter an Anatols Seite steht sein bester Freund Max. Gemeinsam leben sie die künstlerhafte Existenz der Wiener Bohème, die geprägt ist von Flirts, Liebeleien und Beziehungen mit immer wechselnden Frauen. Denn Frauen zieht Anatol scharenweise an. Sein einziges Problem: Er verliebt sich sehr rasch, kann sich jedoch niemals binden; wunderbar anschaulich wird das im folgenden Zitat: „Ich liebe Dich, aber für die Ewigkeit sind wir nicht verbunden.“ Und so schaukelt sich Anatol im getragenen Rhythmus des Wiener Walzer durch die sieben Akte. In jedem Akt wird eine andere Facette seines Charakters gezeigt, und doch ist am Ende klar, dass er trotz vielfältiger Beziehungen stets nur auf sich selbst fixiert war und ist.

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