Friedrich Dürrenmatt
Heuschrecken im Alten Rom: Cäsar Rupf dringt auf „organische Lösung“
Das hätte sich Kaiser Romulus nicht träumen lassen: ein Hosenfabrikant besitzt die Impertinenz, seine Tochter zur Frau nehmen zu wollen – als Preis für die Rettung des römischen Weltreiches vor der anrückenden Germanengefahr. Cäsar Rupf besteht auf eine „organische Lösung“ und ist sich „eiskalt bewusst“, dass die konservativen Kreise Roms „gegen die Hose“ sind.
Den Kaiser ficht das nicht an, im Gegensatz zu seiner Frau hält er den Verlust des römischen Weltreiches für durchaus verschmerzenswert, sehnt es geradezu herbei – seine Tochter zu verheiraten kommt für ihn hingegen nicht in Frage.
Die Theatergruppe Vogelfrei tritt mit dem Spätwerk „Romulus der Große“ von Friedrich Dürrenmatt nun zum dritten Mal in Erscheinung, nachdem vor zwei Jahren schon „Cornelius Relegatus“ und vergangenes Jahr der „Reigen“ von Arthur Schnitzler aufgeführt wurden. Die Regie liegt erneut bei Lena Friedrich, die Hauptrolle übernimmt Alexander Beyler, der im Vorjahr bereits für seine Rolle als Dichter viel Zuspruch erhielt.
Dürrenmatt wollte mit seinem „Romulus“ einmal „nicht den Helden an seiner Zeit“, sondern „die Zeit an einem Helden zugrunde gehen lassen“. Er betrachtete sein Werk nicht als Stück gegen den Staat an sich, sondern gegen den Großstaat, und rief dazu auf, Staaten genau auf die Finger zu schauen. Dürrenmatts Sinn für Ironie wird hier mit dem Absurden und auch mit Gewalt verbunden, so dass etwas völlig Neues entsteht – von einer einfachen „Komödie“ zu sprechen ist viel zu einfach und wird dem Werk nicht gerecht.
„Romulus der Große“ wird am 3., 5, 9., 11. und 13. Juni, jeweils um 20 Uhr, im Garten des Germanistischen Seminars in der Karlstr. 2, aufgeführt. Ausweichtermine bei schlechtem Wetter sind der 7. und 14. Juni.
Text und Bild: Christian Soeder