Vogelfrei in Heidelberg

Sommer 2022

Aufgrund der SARS-CoV-2-Pandemie ist die für 2020 und 2021 geplante Produktion von Carl Sternheims »Der Kandidat« in den Sommer 2022 verschoben werden.

Carl Sternheim: Der Kandidat.

Eine Komödie in vier Aufzügen nach Flaubert (1914)

Aufführungsplakat »Der Kandidat«: Eine lilafarbene Silhouette steht an einem Rednerpult vor einer Deutschlandflagge.

Aufführungstermine

  • Donnerstag, 30. Juni, 20 Uhr
  • Freitag, 1. Juli, 20 Uhr
  • Sonntag, 3. Juli, 20 Uhr
  • Mittwoch, 6. Juli, 20 Uhr
  • Freitag, 8. Juli, 20 Uhr
  • Samstag, 9. Juli, 20 Uhr
  • Ersatztermin (falls eine der Vorstellungen wetterbedingt ausfallen muss): Dienstag, 12. Juli, 20 Uhr

Ort: Garten des Germanistischen Seminars, Karlstraße 2, 69117 Heidelberg

Eintritt: 7 €, ermässigt 4,50 €

Kartenreservierung ab 1. Juni 2022.

Kartenverkauf im Eingangsbereich des Seminars ab Mitte Juni 2022 jeweils am Mittag

Abendkasse jeweils ab 19.00 Uhr (reservierte Karten sind bis 19.30 Uhr abzuholen)

Gastspiel auf Schloss Fürstenau (in Michelstadt)

Gastspiel auf Schloss Fürstenau: Samstag, 16. Juli 2022, 19.00 Uhr

Eintritt: 10 €, ermässigt 8 €

Vorverkauf ab ca. 2. Mai 2022 bei der „Gästeinformation Michelstadt“, Marktplatz 1, Michelstadt

Abendkasse ab 17.45 Uhr

Informationen zum Stück

Nach zwei langen Jahren ohne Aufführungen freut sich die studentische Theatergruppe „Vogelfrei“, Ihnen endlich wieder die Türen des Germanistischen Seminars zu öffnen und Sie willkommen zu heißen. Auf dem Programm steht in diesem Sommer „Der Kandidat“. Diese Komödie aus der Feder Gustave Flauberts, die 1915 von Carl Sternheim aus dem Französischen übersetzt wurde, wurde 1914 als Karikatur auf das wilhelminische Bürgertum verfasst und hat dennoch ihren Gegenwartsbezug nicht verloren: Die Gefahren von Populismus, Fake-News und Machtmissbrauch werden auf erschreckende wie lustige Weise vorgeführt. Und doch ist „Der Kandidat“ nicht nur ein politisches Stück. Hinter der Fassade aus Machtspielen und Intrigen verbergen sich Entfremdung, Unbehagen und Orientierungslosigkeit, die für das Leben in der modernen Gesellschaft charakteristisch sind. In die Politik zu gehen heißt: Identitätsverlust. Sehnsucht nach Anerkennung in der Moderne.

Hohenstechow — Idylle auf dem Land. Die üblichen Probleme diktieren das Leben: Eine Eisenbahnstrecke soll erbaut werden: Aber wo? Der lokale Handel kränkelt und fordert die Einfuhr englischen Leders. Der Ortsadel kämpft mit finanziellen Problemen. Und die Arbeiter? Sind wie immer unzufrieden. Alles wie immer am bürgerlichen Horizont. Nicht ganz: Neue Wahlen für den Reichstag stehen an und durchbrechen den monotonen Alltag! Doch Obacht, wird der Kandidat der Nationalliberalen, der fortschrittlichen Volkspartei oder der Konservativen siegen? Wer schafft es, die eigenen Interessen am besten zu vertreten? Wer versammelt die meisten Stimmen hinter sich?

Leopold Russek, erfolgreicher und wohlhabender Geschäftsmann und Sohn eines Bankiers, ist vor allem eines: Gelangweilt. Er sucht nach einer neuen Herausforderung und findet sie in der Politik. So kommt es ihm ganz recht, dass die Konservativen ihm die Kandidatur anbieten. Unter Federführung des Grafen von Rheydt, der hofft sich durch eine Heirat von Russeks Tochter (samt Mitgift) mit dem jungen, aber doch naiven Grafensohn, aus seiner finanziellen Misere zu retten, kandidiert Russek konservativ. Doch auch die Gegenpartei lässt nicht lange auf sich warten: Unterstützt von seinem Gehilfen Grübel — der ganz eigene Ziele verfolgt — steuert Russek wieder nach links. Denn für ihn zählt nur eins: Abgeordneter werden! Dazu müssen natürlich alle Wähler der Gemeinde — egal, ob Volk oder Adel, Überzeugter oder Mitläufer, Sozialliberaler oder Konservativer — von seiner Kandidatur überzeugt werden. Was macht es da schon, hier und da ein paar falsche Versprechungen zu machen und hin und wieder etwas die Wahrheit zu verdrehen? Schließlich haben beide Seiten ihre Vorzüge.

Begeistert "Ja!" und "Amen" sagend, mausert Russek sich mehr und mehr zum Populisten. Auch die Familie wird eingespannt und bald ist nichts mehr heilig. Fake News oder gar Erpressung sind doch ein geringer Preis für ein Ticket nach Berlin. Oder? Hoffnungslos verworren in den seidenen Fäden seiner eigenen Politik setzt Russek eine Kette von Ereignissen in Gang, die alles entscheiden soll…

Und nun zur Wahl!